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6Nov/13

Geschafft: Der eurasische Tunnel

Schon seit dem Römischen Reich gilt der Bosporus, der das Schwarze Meer vom Mittelmeer trennt, als der Ort, an dem sich Ost und West oder Orient und Okzident begegnen. Jahrtausende lang war dieser Wasserweg eine wichtige Handelsroute auf der Seidenstraße und die Brücke zwischen angrenzenden und oft rivalisierenden Reichen. Auch wenn die Stadt Istanbul, die sich auf beide Ufer des Bosporus erstreckt und seit spätestens dem 7. Jahrhundert vor Christus bevölkert ist, über die Jahrhunderte nahezu jede denkbare Herausforderung bewältigen konnte, hat sie nun mit einem Problem zu kämpfen, das droht, die stark bevölkerte Metropole buchstäblich zum Stillstand zu bringen: dem Verkehr.

Istanbul ist mit seinen knapp 14 Millionen Einwohnern in europäische und asiatische Viertel unterteilt. Um diese beiden Teile der Stadt zu verbinden, wurden zwei Brücken über den Bosporus gebaut, und wie erwartet erholte sich der Verkehr durch diese Maßnahme eine Zeit lang. Nachdem die spätere der beiden Brücken 1988 fertiggestellt wurde, brauchte die Stadt nun dringend alternative Wege zur Umleitung des immer weiter wachsenden Verkehrs über die Meerenge (oder unter ihr hindurch). Die türkischen Behörden und Stadtplaner haben sich dazu entschieden, dass die Lösung für das Verkehrsproblem Istanbuls nicht durch eine weitere Brücke, sondern durch den Eurasia-Tunnel gelöst werden sollte – eine fast 15 km lange Verbindung zwischen den beiden Ufern des Bosporus mit einem 5,4 km langen doppelstöckigen Tunnel. Er soll es den Pendlern und Besuchern ermöglichen, in weniger als 15 Minuten unter dem Meeresgrund von Europa nach Asien oder umgekehrt zu gelangen.

Was bedeutet das?

  • Die Pendelzeit zwischen der asiatischen und europäischen Seite wird auf weniger als ein Viertel reduziert.
  • Die europäischen und asiatischen Straßen innerhalb der Türkei werden besser vernetzt, womit sich nicht nur der Handel innerhalb der Türkei verbessern wird, sondern auch der gesamte landgestützte Handel zwischen Europa und Asien.
  • Zusammen mit der strategischen Positionierung von Flughafen- und Eisenbahnanlagen wird die Türkei mit dem Tunnelprojekt ihre Möglichkeiten und ihren Ruf als lokales/internationales Drehkreuz synergistisch maximieren können.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Auch wenn das 1 Mrd. EUR schwere Projekt in erster Linie die lokale Verkehrsstockung lösen soll, gibt es noch weitere bemerkenswerte Vorteile für die wirtschaftliche Infrastruktur und die Immobilienentwicklung der Stadt, die insbesondere den Orten Kazlicesme und Göztepe zugute kommen werden. Dadurch, dass der Tunnel der Überlastung von Transportmitteln wie Fähren und Brücken entgegen wirkt, ermöglicht er außerdem schnellere Wege zwischen den einzelnen Stadtteilen und steigert die touristische Attraktivität der Stadt. Nicht zuletzt wird auch der landesweite Warentransport in Anbetracht der aktuellen Luft- und der sich ausweitenden Schienenwege sowie der Vernetzung der Straßen schneller und effektiver werden.

Der Unterwassertunnel hat also das Potenzial, Istanbul und der gesamten Türkei oder gar ganz Europa und Asien nachhaltiges Wachstum zu bescheren.

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